Die letzte Tour

Die letzte Tour.

Es gibt Leute, die mit einem leisen Lächeln den rechten Mundwinkel leicht nach oben ziehen. „Das haben wir doch schon einmal gehört.“
Was soll ich dazu sagen? Es stimmt.
Aber es stimmt auch: Alles hat einmal ein Ende.
Und da der Mensch in einem stillen Moment aus sich heraustreten kann, um seine Wege und seine Umwege, seine Höhenflüge und seine Bruchlandungen, kurz, sein ganzes faszinierendes Kuddelmuddel mit stiller Freude oder auch leiser Wehmut –je nach Tageszeit und Wetterlage und Anzahl der Geburtstage – tief durchatmend zu betrachten, weiß er (Das ist ein Schachtelsatz, Richter, das gibt einen fetten Kreuzbock!): Es folgt ein Ende nach dem anderen, manche Enden sind eine Befreiung, manche Enden sind wie eine Zugfahrt, deren Gleise sich langsam in die Tiefe senken.
Aber ich will euch nicht die Lektüre versauen.

Also: Wohin die letzte Tour? Was total Neues? Mal nach Montenegro?
Montenegro, tolle Anfahrt über den Großglockner. Die fette Virago …

… hatte gejubelt vor zwanzig Jahren. Dass sie so etwas als Oldenburgerin erleben durfte!
Aber diesmal weiter nach Kroatien, die adriatische Küstenstraße bis Dubrovnik, dann links ab zum Tara Fluss und mit dem Raft durch eine der tiefsten Schluchten dieses Planeten rauschen?
„Ah“, sagt die Bonnie, „das sind 4000 Kilometer hin und zurück. Denke doch auch an mich. Ich bin nicht mehr die Jüngste.“
Wer ist schon jung! Aber OK, machen wir es kürzer. Slowenien. Noch einmal wie damals mit der roten Suzi und ihren 1200cc über den Sustenpass, …

… aber nicht rechts ab nach Südwesten, sondern links ab nach Slowenien, im smaragdgrünen Wasser der Soča schwimmen, paddeln, raften …
Bonnies Navi hat immer einen guten Draht zum Wetterradar. „Sag deinem Kerl, das kann er knicken. Noch drei Tage, dann kommt da die Gewitterfront, aber heftigst.“
Bonnie sagt es mir. Ich gehe an den Rechner. Vor vielen Jahren haben mich die blaue Suzi und ihre vier Zylindern über den Umbrail Pass getragen.

Das macht die Bonnie doch mit ihren zwei Zylindern locker.
Was? Der Pass ist geschlossen?
Tipp, tipp, tipp und zack return. Na, das wäre doch was. Noch einmal in die italienischen Alpen wie damals mit der leichtfüßigen BMW F 800 S, ja, der Idro See, …

… das ist es. Dort am Tage über die umliegenden Pässe brummen und am Abend die Gabel in die unwiderstehlichen Spaghetti allo Scoglio drehen.
Und was machen die Pässe? †Alle gesperrt? Verflucht! Verflucht! Verflucht! Ich schaue verzweifelt auf den Hof. Das Navi schickt eine Botschaft nach der anderen an die Bonnie. Die lässt die Flügel hängen.†
Die Zeit wird knapp. Wo bekomme ich eine neue Tour her?†
Guillestre? Route des Grandes Alpes? Col d’Iseran und Cormet Roselend gesperrt. Der Colle dell’Agnello ††total gesperrt.

Ich gehe in den Keller, greife mir eine Flasche Wein, rot, liegt ganz unten, leicht angestaubt, mein Gott, seit wann liegt die da?
Arbeite mich die Treppe hoch. „Langsam, langsam“, knirscht das Knie. Und der Ischias schiebt nach: „Geh mal ordentlich aufrecht, sonst schieß ich dir bis ins Hirn.“
Mit durchgedrücktem Kreuz und wunderbar erhobenem Haupt laufe ich in der Küche ein, plopp, schon hängt der Korken am Korkenzieher, und mit einem weichen Gluck füllt sich ein ehemaliges Senfglas.
„Montesquieu“, flüstern die Lippen ehrfurchtsvoll. „Quel vin.“
„Düwel ook“, blubbert die Zunge und wälzt sich in hingebungsvoller Wonne, „dat is’n fein Gesöff.“
Ich schaue auf den Label. Syrah steht da und Vin de pays des Coteaux de l’Ardèche.

Aber ja, da springt sie mich an, die rettende Idee. Alpen raus, Schweizer und französischer Jura rein und noch einmal an die Ardèche, Kanufahrt, die Grotte von Chauvet, die breite Auswahl an Ziegen- und Schafskäse – und die Terrines, mon Dieux, die Terrines: Die terrine forestière, de sanglier, d’agneau, du Lazare, de lapin du Luberon, à base de saumon und natürlich und ganz grundsätzlich die terrine de campagne.

Gesagt, gepackt, Kuss für die Frau – „in sieben Tagen bin ich wieder zurück“ – das rote Schweizertuch um den Hals, und schon rollt die Bonnie mit mir erst durch den Schweizer, dann durch den Französischen Jura.
Die Moulin des Truites Bleues an der wilden Lemme lässt wieder die blauen Forellen aus der Pfanne springen und bald …

… stoppen wir weit oben über dem Lac de Coiselet, …

… der von der Bienne gespeist wird, die uns dann zur Ain führt.
Vorbei an der imposanten Brücke …

… und wir laufen wieder einmal ein in L’Île Chambod gleich bei Hautecourt Romaneche.
Da warten die multifunktionalen Tretboote auf Kundschaft.

Am Abend unterhalte ich mich mit Bonnie. Die schaut mir auf den Teller. „Dass du immer diese terrines in dich hineinschlingen kannst. Iss doch mal was Ordentliches.“
Ordentliches, Ordentliches, wer will schon was Ordentliches! Aber ich sage um des Friedens willen: „Diese terrine d’armagnac ist enorm ordentlich“, und haue mir einen ordentlichen Fetzen auf das Baguette.

Aus den Tiefen der angelsächsischen Ölwanne kommt ein würgendes Geräusch.
Ich rücke etwas beiseite.
Mal kurz um den Pudding, an der verlassenen Ain warten jetzt die Tretboote auf die Nacht.
Die Zähne von den Resten der Terrine befreit, rein ins Zelt, das Kopfende der Luftmatratze ist platter als platt. „Puh“, stöhnt die Matratze, „ich bin jetzt mir dir über 20 Jahre von einem Campingplatz zum nächsten getrampt. Das war alles sehr schön und spannend, aber jetzt kann ich nicht mehr, jetzt will ich nicht mehr, jetzt ist die Luft raus.“
Ich kann sie verstehen.
Ich falte meine Motorradhose zu einem Ruhekissen, lege ein Handtuch darüber und falle in einen tiefen Schlaf.

Der nächste Tag ist ein lehrreicher Tag. An der D20 entlassen die Kühltürme des Kernkraftwerks Burgey …

… ihre Dämpfe in den blauen Himmel. 2012 segelte ein Greenpeace-Aktivist mit einem Motor-Gleitschirm in den Hochsicherheitsbereich des Kraftwerks und warf unter wüsten Beschimpfungen und Drohungen des Bodenpersonals Rauchbomben ab. Das hat der Produktivität des Atommeilers keinen Abbruch getan. 40 Prozent des Stromes der Region werden hier ausgeliefert.
Zur Erholung bietet der Col des Fourches einen weiten und atomfreien Blick über die Auvergne.

In Mézilhac ist dann der Hund begraben, direkt vor dem Portal der katholischen Kirche.

Aber gleich nebenan wartet eine Überraschung: Eine Elektrozapfsäule von Atomelec, gespeist mit dem Powersaft aus Burgey.

In Antraigues geht Bonnie in die Bremsen und kommt auf einem Parkplatz zum Stehen. Alles Oldtimer oder , wie Bonnie mich mit strengem Blick korrigiert, Vintage Cars.
Ein wunderschöner Morgan und ein eleganter Jaguar informieren uns, dass der Cercle Royal Gaulois (nein, nicht die Zigarettenmarke, sondern der königlich-gallische Club) eine Ralley Drôme-Vercors-Ardèche-Ventoux organisiert hat.

Ich erinnere mit noch genau, wie ich mich vor vielen, vielen Jahrzehnten in Peters Morgan fallen ließ, die Pobacken 10 cm über dem Straßenbelag, dem rubbeligen. Das Lenkrad mit Leder überzogen, im Armaturenbrett Tacho, Drehzahlmesser, Öldruck- und Ampéreanzeige in poliertem Teak gelagert, die Federung sportlich direkt, die Knochen jung, die Augen klar – holy mackerel, what a kick!
„Bonnie“, sage ich, „die Schönheit des Alters, das hat doch was.“
Bonnie schaut mich mit ihrem von Mücken verklebten Scheinwerfer fragend an.
Und schon rauschen wir an Aubenas vorbei und rollen bald durch Vallon Pont d’Arc zum Camping des Tunnels.
„Ah, Monsieur Richtär, trois nuits et comme toujours un tour en canoë sur l’ardèche?“
„Mai oui“, sage ich und bin ganz stolz auf mein Französisch.
Dann macht sich die Sonne bereit für die Nacht und taucht den Fluss  kurz vor ihrem Verschwinden in eine Flut von Gold.

Am nächsten Morgen Frühstück am Fluss,

 Zwei Jungs wollen eine Forelle mit dem Fotoapparat einfangen.

Ein Kanu mit Hund und Herren treibt ruhig vorbei.

Ich fahre hoch zur Grotte von Chauvet, ganz genau zur ‚Grotte Chauvet 2‘
Die Grotte hat Stoff genug für einen Extrabeitrag, aber da Bonnie draußen bleiben muss, wäre dies eh nicht der angemessene Ort.

Also daher kurz und knapp.
Vor 36.000 Jahren besuchten diese ausgedehnte Höhle Menschen und Tiere, ob friedlich, sei dahingestellt.
Vor 31.000 Jahren begannen die Menschen die Höhle künstlerisch in Besitz zu nehmen.
Als sich 1994 drei Höhlenforscher …

… durch einen gerade knapp mannsbreiten Schacht in die Höhle abseilten, entdeckten sie eine Kulturlandschaft, die seit 22.000 Jahre kein menschliches Auge mehr erblickt hatte. Vor 22.000 Jahren war der Zugang zur Höhle durch einen mächtigen Erdrutsch versiegelt worden.
Da kann man heute rein?
Da kann man natürlich nicht rein.
Aber man kann so tun, also ob man könnte.
Also wurde die Höhle aufwändig per Lasertechnik vermessen und dann große Bereiche hoch oben über Vallon Pont d’Arc maßstabsgerecht …

 … und mit jedem Krümel, Knochen und Malerstrich in einem imposanten Bau aus Beton und Kunstharz nachgebaut und nachgemalt.

2015 durfte man in der künstlichen Höhle noch fotografieren. Daher kann ich jetzt auf eigene Aufnahmen zurückgreifen.
Eins vorweg: Die Anordnung der Kunst ist hochdramatisch, weil: Je weiter die kollektive Kunst in die Höhle vordrang, desto weiter hatte sie sich entwickelt.
Am Anfang der schlichte Handballen als klassisches Druckerzeugnis der Steinzeit.

Dann folgen die Sprayer. Der Mund voller rotem Ocker, Wasser und Spucke. Ein ordentlicher Schlag auf den Rücken, und nach einem mächtigen Prusten war die Hand für die Ewigkeit konserviert.

Die Höhlenkunst war zwar kollektiv, aber in diesem Foto wird das Individuum sichtbar. Alle Sprayer haben gerade Finger, dieser Daumen jedoch ist krumm.
Und dann gleichsam in einem Ausbruch der Kreativität wird die belebte Welt an den Wänden gebannt in einem Ritz- und Zeichen- und Malstil, …

… der an den Expressionismus erinnert.

Franz Marc: Der Tiger, 1912

Ich komme wieder an das Tageslicht. Bonnie schaut mich mit ihrem großen Scheinwerfer zweifelnd an.
„Wie siehst du denn aus?“
„Wie soll ich denn aussehen?“
„Verwirrt, entrückt, in den Augen der matte Glanz seliger Enthemmung. So wie Patrick Finbarr O’Gallovan nach der dritten Pint of Guinness.“
Patrick? Finbarr? O’Gallovan? Muss ich den kennen?
„Die Höhle der vergessenen Träume“, murmele ich.
„I beg your pardon?“
„Ich sah ihn, den Ort, dort wo die Menschheit erwachte.“
Bonnie ist still, ich merke, wie sich ihre Kette spannt, wie das Bild einer erwachenden Menschheit durch ihr Stahlgerüst gleitet, hinabtaucht in die Tiefen des Getriebes zu ihrem Herzen, irgendwo zwischen Kurbelwelle und Kolbenringen, zu den Ursprüngen von Ansaugen – Verdichten – Arbeiten – Ausstoßen, zur vollkommenen Schönheit eines explosiven Viervierteltaktes.
„Was für ein archaischer Traum von Ursprung und Schönheit.“
„Oh ihr Deutschen“, stöhnt Bonnie, „ihr seid doch herrliche Romantiker.“
Ich bin nicht sicher, ob ich das als ein Kompliment verstehen soll.
„Romantiker? Ich Romantiker? Ich überlege nur: Wie war das damals? Wie tickten die Hirne? Warum diese Bilder? Warum an diesem Ort?“
Da erzählt mir Bonnie von William Furlong, einem Australier, der …
„Furlong, wer soll das denn sein“, will ich wissen.
„Unterbrich mich nicht, das war vor deiner Zeit“, und ich erfahre in einer etwas gewundenen story von einem Aborigine, der in Australien auch heute noch Höhlenbilder ritzt, spritzt, zeichnet.

William (also bei ‚William‘ seid ihr schon gewesen!) fragte ihn: „Warum malst du?“
„Warum ich das male? Ich male das nicht, es ist der Geist der Höhle, der meine Hand führt.“
Darüber muss ich mal nachdenken, auch über William, den Furlong.

Ich wische den Staub von Bonnies Tank, stülpe mir den Helm auf den schütteren Kopf, schiebe den Schlüssel in das Zündschloss, drehe und wumm!, der Anlasser treibt den Kolben in die Tiefe, der saugt das Benzin-Luft-Gemisch rein, der Zündfunkt lässt es krachen, die Explosion knallt den Kolben nach unten, und in analoger Übertragung auf den Automotor wird deutlich, dass das Auto kein flügelloses, auf dem Boden kriechendes Flugzeug ist, sondern ein von einem Explosionsmotor getriebenes Fahrzeug.
Aber um das zu erkennen müssen wir erst einmal unsere Seh- und Hörgewohnheiten auf Null stellen.

Der nächste Morgen, 8:30 Uhr. Bonnies Geist räkelt sich noch träge im kalten Motorenöl. Ich steig in das Boot. Der Fluss gehört mir. Nur die Schwalben fegen über das Wasser. Langsam treibe ich auf den Pont d’Arc zu, lege mich im Boot zurück und staune über die magische Schönheit dieses Bauwerks der Natur.

Nur drei Kilometer entfernt liegt der mit einer Stahltür versiegelte Eingang zur Originalgrotte Chauvet.

Ob die Magie des Pont d’Arc den Menschen den Weg zur Grotte gezeigt hat? Schon möglich. Aber heute will ich nur einfach durch die Schönheit des Canyons treiben.

Am Ufer warten die Boote auf ihre Kunden.

Ein komplettes britisches Feriencamp macht sich startklar.

Hinter einer Flussbiegung tobt das Leben. Stehpaddler! Mein Gott, ein neuer Trendsport.

*Bei dem Sternchen handelt es sich nicht um den misslungenen Versuch einer geschlechtergerechten Sprache, sondern um die Anzeige einer Anmerkung.
Und hier die Anmerkung:
Der Streber, generisches Maskulinum.
Einem Vorwurf, es handelt sich um einen gendermäßig inkorrekten Ausdruck, ist damit der Wind aus den Segeln genommen. Siehe dazu auch das Urteil des BGH vom 13. März 2018:

„Maßgeblich für die Beurteilung, ob die betroffene Person [eine Sparkassenkundin, Anm. des Verf.] eine weniger günstige Behandlung erfährt als die Vergleichsperson“, ist dem BGH zufolge „die objektive Sicht eines verständigen Dritten, nicht die subjektive Sicht der betroffenen Person“. Ein verständiger Dritter erkennt dem Bundesgerichtshof nach, dass das sprachlich natürlich gewachsene generische Maskulinum objektiv gesehen sowohl Männer als auch Frauen umfasst und „keine Geringschätzung gegenüber Personen zum Ausdruck [bringt], deren natürliches Geschlecht nicht männlich ist.“
Der verständige Dritte: 1 Frau im Bild – 2 Textproduzent – 3 Leser als „verständiger Dritte“. [Der „unverständige Dritte“ – unverständig wie er ist – sieht das alles anders. Anm. des Verf.]

Der Juristenjargon treibt dir den Schweiß in den ungewaschenen Nacken? Dann navigiere erst einmal auf der Ardèche . Gerade bist du an den Stehpaddlern vorbei, da schäumt das Wasser auf: Der Dent Noir, der Mörderzahn. Im Wasser versteckt lauern sie, die scharfen Zähne, um deinem Boot die Seiten zu zerfetzen.

Schon hat er zugeschlagen, der Zahn,

Bonnie weiß, wie ich den Fluss liebe und empfängt mich mit einer Flasche Leffe Blonde.

Ich verehre dieses Bier. Warum?
Weil der Geruch mild blumig ist und zart an Banane mit einer Gewürznote von Koriander erinnert? Weil die Aromen von Aprikose und Orangenschale den ersten Schluck mit einem Hauch prickelnder Frische zu einem Hochfest der Sinne werden lassen?
Oder ist es die zarte Süße von Kandiszucker, harmonisch kombiniert mit der Würze und Schärfe von Koriander und Ingwer?
Oder alles zusammen?
Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob der Abgang mild und fein würzig ist (Ich werde es nachher im Pissoir überprüfen).
Was ich weiß: Das Bier ist von herrlicher Süffigkeit, ob nun aus einem bauchigen Bierkelch getrunken, der vorher in eiskaltem Wasser gespült worden ist oder schlicht und gradlinig aus der Flasche die Kehle heruntergegluckert.

Doch trotz des schönen Tages, trotz des wunderbaren Biers, die Stimmung ist gedämpft. Das letzte Mal an der Ardèche? Vielleicht.
Das letzte Mal mit Bonnie unterwegs? Mit Sicherheit.
Ich bocke die Gute auf und fette die Kette für die Rückfahrt.

Am nächsten Morgen wird bezahlt, das Zelt abgebaut, die Seitenkoffer gepackt, ab- und angeschlossen, der Motor angeworfen und ab geht es durch die Weinberge der Cote du Rhone, …

… über verwegene Straßen, vorbei an neugierigen Ziegen und einem strahlenden Genfer See.

Und dann sind wir zu Hause, und dann steht die Anzeige im Netz, und dann kommt der Käufer aus dem Donautal.
Wie sich Bonnie fühlt?

Die Treulose. Sie hat die Fahne aufgezogen von Baden-Württemberg. Mir wird die Kehle eng.

Dann ist sie vorbei. Die Rückseite der Fahne sendet einen letzten Gruß. Mir wird die Kehle noch enger. Und dann lässt Bonnie es erklingen, das ‚Auld Lang Syne‘, in der total verkitschten Version des total verkitschen Films „Waterloo Bridge“ aus alter Zeit.
Ach, ist das herrlich. Meine Frau drückt mir die Hand.
Dann gehen wir in das Haus. In der Küche ruht der Kabeljau als peixe à portuguesa dressiert in einer Glasschale und wartet auf die Pfanne.
Eine halbe Stunde später liegt er knusprig und dampfend neben dem Reis auf dem Teller, unsere Augen versenken sich in unser Lieblingsgericht, wir heben die Gläser – der Vinho Verde funkelt in leichter Melancholieund denken an unsere Motorradtouren vor wievielen? Jahren, an den ersten ausgewachsenen Streit in Arles, an die Kellnerinnen in Auray, die sich an unserer Freude über die Platte der Meeresfrüchte freuten, und –  natürlich – an den schönsten Unfall der Welt.

Ach ja!

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